Sieg für
Favorit Farago |
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Das Spiel der Könige
stand im Mittelpunkt der 8. Saarlouiser Schachwoche. 60 Teilnehmer aus ganz
Europa nahmen am fünftägigen Sieben-Runden-Turnier
der Schachvereinigung Saarlouis teil, darunter drei Großmeister. |
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Saarlouis. "Olympisches Silber mit der Mannschaft in
Moskau", antwortet Ivan Farago auf die Frage
nach seinem größten Erfolg. Heute, 25 Jahre später, sitzt der ungarische
Schachgroßmeister in der Rodener Kulturhalle an
Tisch eins und denkt über seinen nächsten Zug nach. Es läuft die vierte Runde
der 8. Saarlouiser Schachwoche, veranstaltet von der Schachvereinigung
Saarlouis. Draußen sind es 30 Grad im Schatten. Drinnen brüten die sechzig
Könner über ihren Brettern. 2461 Weltranglistenpunkte
Farago ist mit seinen 2461 Weltranglistenpunkten klarer
Favorit. Doch auch zwei andere Großmeister und zwei internationale Champions
streiten um die insgesamt 2000 Euro Preisgeld. "Schach ist ein
See", beschreibt ein indisches Sprichwort die Komplexität des
königlichen Spiels, "in dem eine Mücke baden und ein Elefant ertrinken kann."
Selbst Großmeister wie Ivan Farago werden dieses
Spiel wohl nie perfekt beherrschen. Ein einziger Fehler, ein unüberlegter Zug,
und schon schnappt die Falle zu. "Es kann alles passieren", weiß
auch das Genie. Die ersten drei Partien hat der Meister der Winkelzüge gewonnen.
In der vierten von insgesamt sieben Runden sitzt er nun Viktoriya
Schweitzer gegenüber. Einer der drei Frauen im exzellenten Sechziger-Feld. Der flüchtige Blick auf das Brett der
Duellanten verrät dem Laien nicht viel. Erst wenige Figuren sind bewegt
worden. Dann macht Farago seine erste Beute. Ein
weißer Bauer muss dran glauben. Der Experte erkennt: Farago
hat die geschlossene Variante der sizilianischen Eröffnung gewählt. Die
Französin scheint dies nicht zu beeindrucken. Und überhaupt: diese lockere
Art, mit der sich die Kontrahenten am Brett begegnen, - sie verwundert. Der Gesamtsieger erhält 750 Euro.
"Ein Batzen Geld", sagt SVG-Präsident
Hans-Rudolf Fellinger, "da kann man in Ungarn
drei Monate gut davon leben." Die Ruhe - sie täuscht also. Innerlich
sind die Spieler aufgewühlt. Nur bleibt die Erregung und Leidenschaft dem
Auge des ungebildeten Betrachters irgendwie verborgen. "Beinahe", erzählt Fellinger, "wäre in der dritten Runde die große
Sensation passiert." Bogdan Cara aus Spiesen-Elversberg lag gegen den
große Turnierfavoriten lange mit einem Bauern vorne. "Irgendwie",
rätselt der Turnierleiter, "konnte sich Farago
aus der Umklammerung lösen und doch noch gewinnen." Auch Viktoriya Schweitzer ist gegen den Schachvirtuosen nicht
chancenlos. "Sie ist eine gute Spielerin", erinnert sich Farago an das letzte Duell mit der Französin vor einem
Jahr. Es endete Remis. Als der Großmeister hörte, gegen wen er da
spielen werde, habe er sich schnell auf sein Hotelzimmer zurückgezogen,
erzählt Fellinger. "Das war am Morgen des
dritten Wettkampftages, direkt nach dem Empfang beim Oberbürgermeister."
Und dieses Mal ist die Vorbereitung lückenlos. Nach "nur" drei
Stunden Spielzeit fällt Schweitzers König. Die bessere Technik ist
ausschlaggebend. Am Nebentisch kommt der deutsche Großmeister Romuald Mainka gegen Dmitry Goriachnik noch schneller zur Sache. Und so tritt nach
sieben Partien später das ein, was die Setzliste vorhergesagt hatte.
Großmeister Farago gewinnt das Turnier. Mainka wird Zweiter. Viel Schweiß ist geflossen. Altmeister Dr.
Laszlo Eperjesi, der internationale Meister aus
Budapest, sieht die Teilnahme am europaweit ausgeschriebenen Turnier nicht
mehr ganz so verbissen. "Ich mache hier Urlaub", sagt der Senior im
Feld, "das Turnier ist für mich in erster Linie ein großer Spaß." |